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Der Tod Friedrich August H.
Mai 1849 den Sieg auf Dresdens Straßen, welche zum Wahl-
platz geworden waren.
Seit jenem Siege kehrte Ruhe wieder ins Vaterland. Doch
glimmt unter der Asche noch immer ein verhaltenes Feuer, das
ein Windstoß leicht zur neuen Flamme emportreiben kann. Es
gibt »nr ein Heilmittel für unsere Zeit und für unser Volk: Rück-
kehr zum Worte Gottes! Heute, weil ihr Gottes Stimme
höret, so verstecket eure Herzen nicht! — Eine sehr ernste Stimme
Gottes an Sachsen und Deutschland erging auch durch den
Tod Friedrich August Ii.
Es war ai» !0. August des Jahres 1854, als durch alle Städte und
Dörfer Sachsens die Schreckenskunde drang: Der König Friedrich August
ist gestorben! Die Liebe 4« den Schönheiten der Natur, die Bewunderung
ihrer Wunder führten diesen König öfters zu dem an seltenen Naturschön-
heite» so reichen Tyrol. Auch in dem genannten Jahre nahm er heiteren
Abschied von den Seinen, »m sich zu ergehen in den Bergen Tyrols und
der Pflanzenwelt dieses Alpenlandes sich zu freuen. Zugleich sollte diese
Reise ihm Erholung sein von den Arbeiten des schwersten Berufs, den es
auf Erden gibt.
Am 9. August Vormittags gegen 9 Uhr traf der König im eigenen
Wagen mit Ertrapostpferden, von Silz kvmmend, in Imst ein; in seiner
Begleitung befanden sich der königliche Flügeladjutant, Major von Zezsch-
witz, und der Kammerlakai Kleeberg. Der König wollte mit seinem
eigenen Wagen die Weiterreise nach Wens fortsetzen, um sich von da nach
dem Pitzthale zu begeben; es wurde ihm jedoch vom Posthalter ^merklich
gemacht, daß dies, bei der Beschaffenheit der von Imst nach Wens führenden
Straße nicht wohl thnnlich fei, da der Weg nicht nur an und für sich in
einem mangelhaften Zustande sich befinde, sondern auch viele kleine Wen-
dungen habe und deshalb nur mit einem kleinen, leichten Wagen befahren
werden könne. Der König entschloß sich daher, seinen Reisewagen in Imst
zurückzulassen und zur Fortsetzung der Reise einen Wage» vom Pofthalter
zu entnehmen. Dieser entlieh zu diesem Behufe von der Wittwe Maria
S trete, einer wohlhabenden Gutsbesitzerin zu Imst, ein sogenanntes Ein-
spannwägele. Da sich ans dem Wagen, einschließlich des Postillons, vier
Personen befanden, und des schlechten Weges halber, wurden zwei Pferde
vor das Gefährt gespannt. Auf dem innern Sitze desselben nahmen zur
Rechten der König, und Major von Zezschwitz zur Linken Platz; auf dem
Bocke befanden sich der Lakai und der Postillon Um ein Viertel zehn Uhr
wurde von Imst weg über die Straße nach Brennbüchl gefahren und
hon dort auf den Nebenweg eingelenkt, welcher Wens zuführt. Dieser Weg
befand sich zur Zeit des schreckenvollen Ereignisses in Folge der unmittelbar
vorher gefallenen starken Regengüsse in einem vorzugsweise schlechten Zu-
stande. Unterhalb Brennbüchl, 194 Schritte von der Langbrücke entfernt,
ist eine rechts abgehende, 12 Schuh breite Wendung, und an dieser Stätte
war es, wo sich der tief erschütternde Unglücksfall zutrug.
Unterhalb Alt-Brennbüchl ließ der Postillon die Pferde ganz langsam
gehen. An dem Punkte, von wo an der Weg abwärts zu gehen beginnt,
stieg der Postillon ab, legte den Radschuh unter das Hintere linke Rad, und
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_August_H. Friedrich August Friedrich Friedrich August August Friedrich Friedrich August August Maria Zezschwitz
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Der 19. Oktober 1813.
waren die Schauspielhäuser gedrängt voll, und drei Tage nachher
sprach man in Paris nicht mehr von der schrecklichen That. '
C. A. Menzel.
Der In. Oktober 1813.
Heute Bvrmittags sah ich Napoleon in der Klvstergasse zu Leipzig mit
großer Begleitung seiner Garde vorüberreiten. Er war im schlechten, koth-
besprützten Ueberrock; sein Gesicht war weder verlegen, noch verwegen, noch
auch sonst beunruhigt, sondern in der starren, scheue Ehrerbietung erzeu-
gende» Kalte, die oft an ihm vor entscheidenden Augenblicken, eben wenu's
in ihm lochte und sprudelte, bemerlt worden ist. Mürat-und Poniatowöki
waren glänzend geschmückt. Sie ritten nach mehreren Thoren, runächst nach
dem Peteroihor und dessen Pforte am Floßgraben. Jeder Posten seiner
Soldaten empfing ihn mit Jubelgeschrei: in den Straße» ward lei» Laut
gehört. Hierauf saß er am Markte, vor unsern Königs Hanse, ab, und
ging mit Mürat hinauf. Sein Besuch dauerte vielleicht eine halbe Stunde.
Aus der Nachbarschaft konnte man ihn bemerken, wie er, indeß sich Mural
mit der Königin auf dem Sopha besprach, mit dem König im Erker redete.
Die Bewegungen seiner Hände waren hastig und bezeichnend: seine Miene
und übrige Haltung gefaßi und anständig. Er sprach viel und fast immer-
fort. Der König stand in seiner gewohnte» stillen Würde; er schien wenig
und nur Bedeutendes zu sagen: Dieß glaubte man aus Napoleons Acht-
samkeit und Miene lesen zu können. Gegen die Mittagsstunde, eben als
das österreichische Heer auf der dortigen Landstraße in die Stadt drang,
kam Napoleon mit den Seinen nach Lindenau, hielt an der Mich'le, die hart
an der Straße steht, verweilte mehrere Minuten und aß.
Ehe noch Napoleon in Lindenau sein konnte, hörten wir einen einzel-
nen, von allem andern Feuer» unterschiedenen, entsetzlichen Krach. Es war
die alte, sehr stark erbauete Elsterbrücke gewesen, welche gesprengt und mit
einem Male ganz in den Fluß zusammengestürzt war."- Jetzt ging nun
der Tumult französischer Flüchtlinge, Kanonen, Pulverwagen und andern
Fuhrwesens- au de» Promenaden hin über allen Begriff. Schon seit einige»
Stunden war er ungeheuer: denn der Zug hatte sich verfahren und konnte
selten nur um einige Schritte vorwärts. Jetzt war nun die Brücke des
einzigen Ausgangs weg, und nun wüthete jeder Einzelne; was denn, mit
dem tausendfältigen Hall des Geschützes, ein Ganzes von Teufelslärm gab,
wie es sich kein Mensch denken kann, bcf« nicht gehört hat. Hier schien
ein kleiner Trupp sich durchgehauen zu haben — denn sie hieben Hellweg auf
einander ein: er rückte ein klein Stückchen — alles drängte nach — er ward
zurückgeworfen oder stockte sonst, und Alles hetzte und tobte, wie zuvor.
Indessen dauerten Kanonade und Kleingewehrfeuer aufs Hitzigste, ganz in
der Nähe der äußeren Thore, rund um die Stadt, fort. Diese Thore waren
möglichst verschanzt, verpallisadirl; die Mauern der Gärten Loch an Loch
durchbrochen, um unaufhörlich hinauszuschießen und gegen Schuß gesichert
zu stehen. Biele Kugeln flogen in die Stadt und stifteten gar manches
Unheil. In den Borstädte» plünderten Franzosen. Man ließ nach Pulver
suchen, überall, wo irgend etwas davon, wenn auch noch so wenig, zu ver-
muthen war. Das war Trost! Wir erfuhren, die gesammte Besatzung
habe heute nur halbe Portionen Munition bekommen können. Sv war's
auch! Im Brühl ging Feuer auf: es ward bald gedämpft. An einigen
andern Orten auch: es gelang desgleichen. Endlich, endlich — eö war etwa
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Extrahierte Personennamen: C._A._Menzel Napoleon Napoleons Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Paris Leipzig Napoleons Lindenau